INDUSTRIELLE BUCHHALTUNG IM TRANSPORTWESEN
Nach der Definition eines einschlägigen Fachbuches („Cost Account“ von A. Matz, O.J. Curry und G.W. Frank, erschienen 1957 im Verlag South Western) ist das industrielle Rechnungswesen ein Management-Instrument, das darauf abzielt, die Kosten von Produkten, Tätigkeiten und Funktionen zu bestimmen und die tatsächlichen Kosten und Ausgaben mit den Budgets und Vorgaben zu vergleichen. Es liefert darüber hinaus die notwendigen Kostendaten für die Durchführung von Wirtschaftlichkeitsberechnungen und ermöglicht es dem Management, fundierte Entscheidungen in Bezug auf Absatzpolitik, Produktionsmethoden, Beschaffungsverfahren, Finanzpläne und Kapitalstruktur zu treffen. Die drei grundlegenden Phasen der industriellen Buchhaltung sind Kostenermittlung, -kontrolle und -analyse.
Wie unterscheidet sich die industrielle Buchführung von der weitgefassten allgemeinen Buchführung? Vereinfachend kann man sagen, dass die allgemeine Buchführung ein Prozess der Aufzeichnung von Transaktionen ist, die sich auf externe Vorgänge des Unternehmens beziehen; die industrielle Buchführung (oder analytische Buchführung) hingegen ist ein innerbetrieblicher Erfassungsprozess.
Zweck der allgemeinen Buchführung ist es, alle Geschäftsbeziehungen (Verkäufe, Käufe, Eingänge, Zahlungen etc.) zwischen dem Unternehmen und seinem externen Umfeld zu erfassen. Sie ist obligatorisch, da sie zivil- und steuerrechtlich vorgeschrieben ist, und wird in der abschließenden Bilanz zusammengefasst. Die allgemeine Buchführung erfolgt immer rückwirkend und liefert daher ausschließlich Informationen über die vergangene Geschäftsführung.
Die industrielle Buchführung ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Es gibt keine vordefinierte Methodik oder Struktur für ihre Umsetzung und ihre Anwendungsbereiche können sich sowohl auf eine retrospektive als auch auf eine prospektive Analyse beziehen.
Da es sich im Gegensatz zum allgemeinen Rechnungswesen um ein nicht obligatorisches Verfahren handelt, verfügen nicht alle Unternehmen über ein industrielles Rechnungswesen. Im Straßenverkehrssektor, der in diesem Artikel im Fokus steht, tritt dies besonders offensichtlich hervor – auch aus Gründen, auf die wir später noch eingehen werden.
Ein „gewerbliches Straßentransportunternehmen“ erbringt eine Transportdienstleistung im Auftrag von Kunden, die als produzierende Unternehmen die Ladung stellen. Das heißt, die transportierten Güter sind nicht Eigentum des Transportunternehmens. Dessen Produkt ist die erbrachte „Transportdienstleistung“, die den Kunden in Rechnung gestellt wird.
Wie wird der Tarif dafür festgelegt? Theoretisch sollte der Tarif wie bei jeder Art von Produkt oder Dienstleistung auf der Grundlage der Produktionskosten des Produkts zuzüglich einer Marge bestimmt werden. In der Praxis ist die Preisgestaltung in diesem speziellen Sektor jedoch nicht immer so einfach.
Der Straßengüterverkehr ist auf bestimmten Relationen von einer Vielzahl an Anbietern und hohem Wettbewerb bestimmt. Dieses umfangreiche Angebot führt zu allgemein bekannten „Marktpreisen“ der in diesem Sektor tätigen Unternehmen. Vor allem für kleine Speditionen (die recht häufig im Straßengüterverkehr anzutreffen sind) ist es gängige Praxis, ihre Tarife an diese Marktpreise „anzupassen“, auch ohne genaue Kenntnis der tatsächlichen Kosten für die Erbringung dieser spezifischen Dienstleistung.
Die Kenntnis des Marktes ist zweifellos wichtig: Zu wissen, welcher Tarif zu welcher Zeit auf einer bestimmten Strecke gilt, verhindert, dass ein Unternehmen zu hohe Tarife vorschlägt und damit „außerhalb des Marktes“ operiert. Letzteres würde dazu führen, dass die angebotene Dienstleistung nicht gekauft wird.
Die Praxis, die Tarife ausschließlich „dem Markt” anzupassen, ohne die eigenen Kosten im Detail zu kennen, ist jedoch für das Unternehmen mit Risiken verbunden. Der so genannte „Markt“ ist nämlich von Anbietern geprägt, die völlig voneinander abweichende Kostenstrukturen haben können (z. B. aufgrund unterschiedlicher geografischer Standorte oder Unternehmensgrößen).
Die bloße Kenntnis des Marktes, auf dem man tätig ist, reicht daher nicht aus: Man muss auch seine eigenen Kosten genau kennen, um wirklich zu verstehen, wie viel Gewinn bei der Erbringung einer bestimmten Dienstleistung anfällt (d. h. wie hoch das Nettoeinkommen ist).
Vor allem im Vergleich zu anderen Sektoren mag dieser zuletzt genannte Punkt eine Selbstverständlichkeit sein. Im Straßengüterverkehr ist er dies jedoch aufgrund der oben genannten Praxis nicht. Daher ist es für Unternehmen in diesem Sektor von entscheidender Bedeutung, das „Kostenbewusstsein“ wiederherzustellen.
Jedes Transportunternehmen, auch ein eher kleines, sollte daher ein industrielles Rechnungswesen entwickeln. Zunächst in der Theorie und dann in der praktischen Anwendung sowie Umsetzung. Nur wenn man ein solches System entwickelt, hat man eine echte Chance, die eigenen Kosten so detailliert wie möglich zu verstehen. So ist es möglich, für jede einzelne Strecke zu wissen, wie hoch die Kosten und der Gewinn im Verhältnis zu den jeweiligen Einnahmen sind.
Wer seine Kosten kennt, kann handeln:
- Rückblickend, um zu verstehen, welche Strecken höhere Gewinnspannen aufweisen.
- Vorausschauend, um die wahre Dynamik der Preisgestaltung zu verstehen und Tarife vorzuschlagen, die für das Unternehmen wirklich wirtschaftlich tragfähig sind, unabhängig von den Marktbedingungen, in denen es tätig ist.